November 2003: Das Prälat an der Hauptstraße. Foto: Achim Bodewig

Das „Prälat” wurde 1936 von der Schlossbrauerei eröffnet. Bis zum Zweiten Weltkrieg nutzten es die Berliner als Gartenlokal. Später wurde es ausgebaut. Die Ballsäle mit geschwungenen Treppen, Säulen und Ornamenten ausgestattet. Noch Mitte der 80er Jahre steppte im „Prälat” der Bär. Tanzfeste, Fasching, Silvester-Bälle. Palais am Funkturm, das ICC lösten den zu klein gewordenen Party-Bau ab. Trotzdem konnte er nach Schlie§ung (1987) nicht abgerissen werden. 1991 bis 2000 stand das Ensemble unter Denkmalschutz. Heute ist es eine Ruine, ein Schandfleck. Scheiben eingeschlagen, Wände mit Graffiti beschmiert. Schon vor einem Jahr brannte es. Bisher zerschlugen sich alle Investoren-Pläne. Zuletzt sollte auf dem 23.000-qm-Grundstück ein afrikanisch-arabischer Basar („Orienta”) entstehen. Jahrelang wurde darum gefeilscht. Die BVV Schöneberg beschloss dann für November 2000 den Abriss des „Prälat”. Das geschah nicht, weil die Orienta-Macher von den Banken kein Geld für ihr undurchsichtiges Konzept bekamen. „Es ist zum Heulen”, sagt Anwohner Manfred S. (65). Er hatte vor 32 Jahren im „Prälat” seiner Ehefrau den ersten Kuss gegeben. scha/km · Berliner Zeitung vom 13.08.2001

TEMPELHOF-SCHÖNEBERG. Die Bezirksverordneten beerdigten jetzt offiziell die Pläne für ein Orient-Kaufhaus auf dem Grundstück des ehemaligen Veranstaltungszentrums „Prälat” an der Hauptstra§e. Der entsprechende Bebauungsplan wurde aufgehoben. Das Gebäude, das einst zu den beliebtesten Veranstaltungsstätten West-Berlins zählte, steht seit 15 Jahren leer. Findet sich ein neuer Investor, muss erneut ein Bebauungsplan aufgestellt werden. Mit dem Abschied von den Orienta-Plänen entfällt auch eine Erleichterung für Investoren: Der Bezirk beharrt wieder auf Denkmalschutz für die historischen Festsäle. (el.) · Berliner Zeitung vom 05.09.2003